Das Lesen lernen erfolgt auf spielerische Art und Weise, wobei differenziert vorgegangen und auf den Lernstand des einzelnen Kindes eingegangen wird. Da jedes Kind auf seine individuelle Weise das Lesen lernt, werden den Kindern anfangs nicht nur isolierte Buchstaben und kurze Silben, sondern zusätzlich auch ganze Wörter und kurze Texte angeboten.
Das Trainieren der Buchstabenkenntnis erfolgt „mit allen Sinnen“, d.h. Buchstaben werden erfühlt, nachgegangen, geknetet, gebacken usw. Dabei wird aber auch moderne Technik genutzt wie der Einsatz des Computers, der jeder Klasse zur Verfügung steht.
Der Leselernprozess im Klassenzimmer wird von der 1. Klasse an immer durch die natürliche Begegnung mit Schrift unterstützt So erkunden die Kinder z.B. die Umgebung der Schule (Straßennamen, Schaufensterdekorationen u.ä.) daraufhin, was sie nach einer gewissen Zeit schon lesen können oder schauen in Illustrierten nach, welche Buchstaben oder Wörter sie bereits erkennen. So können die Kinder ihrem unterschiedlichen Wissensstand entsprechend ihre Lesefähigkeit anwenden.
Von Anfang an befinden sich Bücher mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad in der Klasse, so dass die Neugier der Kinder auf den Inhalt des Buches geweckt und es zum Lesen lernen motiviert wird oder, wenn es bereits lesen kann, seine Fähigkeit trainieren kann. Dabei wird frühzeitig darauf hin gearbeitet, dass die Kinder beim Lesen auch Sinn entnehmen, was mit Hilfe von Spielen, schriftlichen Aufgabenstellungen oder mittels Computereinsatz geschieht. Unterstützt wird der gesamte Leselernprozess auch durch die eigene Textproduktion, indem die Kinder bspw. einander Briefe schreiben oder von der Lehrerin erhalten, etwas über sich schreiben, was die anderen gern wissen möchten oder kleine Geschichten verfassen, die allen Kindern zum Lesen zur Verfügung stehen. In einigen Klassen wird auch ein Klassentagebuch geführt, in dem täglich von einem Kind etwas niedergeschrieben wird, dass es den anderen mitteilen möchte.
In diesem Zusammenhang kommt dann auch die mehrmals im Jahr erscheinende Schülerzeitung zum Tragen, für die alle Kinder der Schule Texte, Rätsel, Witze o.ä. verfassen, die dann veröffentlicht werden. Jedes Kind erhält diese Zeitung kostenlos.
Schüler einer 4. Klasse präsentieren ihre Arbeit zu einem individuell ausgewähltem Buch in den Leserollen.
Um die Kinder zum Lesen zu verlocken nutzt jede Klasse nicht nur die ständig präsente Klassenbücherei.
Die 2. Klassen nehmen jeweils an der Ausleihe einer Bücherkiste aus der Bücherhalle teil. In diesem Zusammenhang besuchen dann auch alle zweiten Klassen die Bücherhalle und werden dort in die Nutzung dieser Einrichtung eingeführt. Jedes Kind kann sich dann auch einen Leseausweis ausstellen lassen. Die Kolleginnen nutzen die Bücherhalle auch für Blockausleihen, d.h. zu den Sachkundethemen werden Bücherkisten zusammengestellt, die den Kindern in der Klasse ständig zur Verfügung stehen. Die Schule verfügt darüber hinaus auch über eine Schülerbücherei, in der Bücher für jedes Lesealter und zu unterschiedlichen Interessensgebieten vorhanden sind.
Damit die Kinder auch umfangreiche Bücher wirklich in Ruhe lesen können, ist es möglich, Bücher über einen längeren Zeitraum auszuleihen. Die Ausleihe wird von einigen Kindern, die sich freiwillig zur Verfügung stellen, durchgeführt.
Kinder der 3. und 4. Klassen führen oftmals ein Lesetagebuch, in dem sie die von ihnen gelesenen Bücher vorstellen, d.h. den Inhalt kurz wiedergeben und eine Stellungnahme dazu abgeben. Bücher, die ihnen besonders gut gefallen, stellen sie dann auch den Kindern in ihrer Klasse vor. Oftmals erscheinen auch Buchtipps in der Schülerzeitung oder an der Litfasssäule, die in der Bücherei steht.
Im Unterricht der Klassen 2 bis 4 wird mindestens einmal im Jahr gemeinsam eine Lektüre gelesen und bearbeitet und es wird darauf geachtet in regelmäßigen Abständen Lyrik zu lesen. Die Auseinandersetzung mit den Lesestücken erfolgt nicht nur mittels Gespräche oder Arbeitsblätter, sondern oftmals auch im Rahmen des Kunstunterrichtes oder in der Bearbeitung des Textes im Darstellenden Spiel. Dies sind dann entweder einfache Rollenspiele in der Klasse oder umfangreiche, aufwendige Theaterstücke, die anderen Klassen und Eltern vorgeführt werden.
Sehr viel Wert wird in allen Schuljahren darauf gelegt, dass in den Klassen immer wieder die eigenen Texte der Kinder jedem Mitschüler zum Lesen zur Verfügung stehen. Dies wird umgesetzt, indem von den Kindern verfasste Geschichten oder Gedichte vervielfältigt und für jedes Kind zu einem Buch gebunden werden. Dabei kann es sich auch um einfache Gebrauchstexte wie Kochrezepte oder Spielanleitungen handeln.
Die Kinder werden ab Klasse 1 nicht nur mit unterhaltender Literatur, sondern auch mit Sachliteratur konfrontiert. In den 1. und 2. Klassen erfolgt dies mit kurzen, einfachen Texten und anschaulichen Bilderbüchern. In den Klassen 3 und 4 lernen sie im Umgang mit Sachtexten das Erarbeiten von Stichwörtern und Fragen an den Text sowie das Erstellen von Kurzreferaten.
In allen Klassenstufen wird aber immer auf eine differenzierte Vorgehensweise geachtet und den Kindern Texte in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung gestellt. Dadurch hat jedes Kind seinen individuellen Leseerfolg und wird in seiner Motivation nicht gehemmt.
Eine besondere Verlockung zum Lesen sind die Lesenächte, die einmal jährlich von einigen Kolleginnen mit ihren Klassen durchgeführt werden. An diesen Lesenächten kommen die Kinder abends mit dem Schlafsack in die Schule, essen dort gemeinsam Abendbrot und dann wird gelesen, gelesen, gelesen. Die Lehrerin liest etwas vor, Lesespiele werden gemacht und dann lesen die Kinder die Bücher, die sie mitgebracht haben. Wenn die Kinder in den Schlafsäcken im Klassenraum liegen, dürfen sie beim Licht ihrer Taschenlampe bis Mitternacht weiterlesen. Das gefällt erfahrungsgemäß allen!